Bedarfs- oder Verbrauchsenergieausweis? Die Unterschiede und wann Du welchen benötigst.
Wer ein Gebäude verkauft, vermietet oder modernisiert, kommt um einen Energieausweis nicht herum. Doch oft stellt sich die Frage: Sollte es ein Bedarfs- oder Verbrauchs-energieausweis sein? In diesem Blogbeitrag erklären wir die Unterschiede der beiden Varianten, wann Du welchen Ausweis benötigst und was bei der Wahl zu beachten ist. Dies hilft Dir, die richtige Entscheidung zu treffen und die Energieeffizienz Deines Gebäudes klar und transparent zu kommunizieren.
Was ist ein Energieausweis?
Der Energieausweis dient als Nachweis über die energetische Qualität eines Gebäudes. Er gibt Interessenten, Mietern oder Käufern Aufschluss darüber, wie viel Energie für Heizung, Warmwasser und Lüftung aufgewendet werden muss. In Deutschland ist er gesetzlich vorgeschrieben und muss bei Verkauf, Vermietung oder größerer Modernisierung vorgelegt werden.
Es gibt zwei Varianten des Energieausweises:
- Bedarfsausweis
- Verbrauchsausweis
Der Bedarfsausweis – Was steckt dahinter?
Der Bedarfsausweis basiert auf einer technischen Analyse des Gebäudes. Hierbei werden die baulichen und technischen Gegebenheiten wie Dämmung, Heizungsanlage und Fenster betrachtet. Der Energiebedarf wird auf Grundlage standardisierter Berechnungen ermittelt, ohne dabei das tatsächliche Nutzungsverhalten zu berücksichtigen.
Vorteile des Bedarfsausweises:
- Objektive Bewertung: Da der Bedarfsausweis auf den baulichen Eigenschaften basiert, liefert er eine objektive Bewertung der energetischen Qualität des Gebäudes.
- Unabhängig vom Nutzerverhalten: Der Energiebedarf wird unabhängig davon berechnet, wie viel Energie die Bewohner tatsächlich verbrauchen.
- Detaillierte Analyse: Durch die technische Analyse lassen sich gezielte Sanierungsmaßnahmen ableiten, um die Energieeffizienz des Gebäudes zu verbessern.
Nachteile:
- Kostenintensiver: Da der Bedarfsausweis eine umfassende Analyse des Gebäudes erfordert, ist er aufwändiger und teurer als der Verbrauchsausweis.
Der Verbrauchsausweis – Was ist das?
Der Verbrauchsausweis hingegen basiert auf den tatsächlichen Energieverbräuchen der Bewohner über die letzten drei Jahre. Hier fließen die individuellen Verbrauchsdaten von Heizung, Warmwasser und Strom ein. Diese Methode ist weniger aufwändig und günstiger, berücksichtigt jedoch das Nutzungsverhalten der Bewohner.
Vorteile des Verbrauchsausweises:
- Günstiger: Der Verbrauchsausweis ist weniger aufwändig zu erstellen und daher kostengünstiger als der Bedarfsausweis.
- Schnelle Erstellung: Da der Ausweis auf bestehenden Daten basiert, ist die Erstellung schnell und unkompliziert.
Nachteile:
- Abhängig vom Nutzungsverhalten: Der Verbrauchsausweis spiegelt vor allem das individuelle Verhalten der Bewohner wider, was zu Verzerrungen führen kann. Ein sparsamer Bewohner kann die tatsächliche energetische Qualität des Gebäudes verfälschen.
- Weniger detailliert: Im Vergleich zum Bedarfsausweis bietet der Verbrauchsausweis weniger genaue Informationen über den energetischen Zustand des Gebäudes.
Wann brauche ich welchen Energieausweis?
Ob Du einen Bedarfs- oder Verbrauchsausweis benötigst, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Das Gebäudealter und der Gebäudetyp spielen dabei eine entscheidende Rolle. Bei Nicht-Wohngebäuden kann der verbrauchsorienterte Energieausweis angesetzt werden.
- Pflicht zum Bedarfsausweis:
- Gebäude mit Baujahr vor 31.10.1977 und weniger als fünf Wohneinheiten benötigen zwingend einen Bedarfsausweis. Diese Regelung gilt für ältere Gebäude, die vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung errichtet wurden.
- Gebäude, die unsaniert sind, also keine wesentlichen energetischen Modernisierungen erfahren haben, benötigen ebenfalls einen Bedarfsausweis.
- Wahlfreiheit bei neueren Gebäuden:
- Bei Gebäuden, die nach 31.10.1977 errichtet oder umfassend saniert wurden, kannst Du in der Regel zwischen dem Bedarfs- und dem Verbrauchsausweis wählen.
Der energetische Zustand des Hauses basiert hier auf den Verbräuchen und unterliegt dem Nutzerverhalten, sodass eine Klassifizierung der Klasse D gemacht werden kann. Bezieht man nun die Bausubstanz ein – ist der Unterschied zu dem rechten Bild deutlich zu erkennen.
Hier spielt das Nutzerverhalten keine Rolle sondern es wird nun die energetische Hülle des Gebäudes sowie die Anlagentechnik (Heizung) betrachtet. Obwohl es das gleiche Haus ist rutscht die Klasse von D auf H und wird als Worst-Performing Building klassifiziert.
Welche Kosten fallen an?
Die Kosten für den Energieausweis variieren je nach Art des Ausweises:
- Bedarfsausweis: Aufgrund der technischen Analyse fallen die Kosten hier höher aus und liegen in der Regel zwischen 1100 und 1500 Euro.
- Verbrauchsausweis: Dieser ist günstiger und bewegt sich in einem Bereich von 150 bis 250 Euro, da er auf bereits vorhandenen Verbrauchsdaten basiert.
Fazit: Welcher Energieausweis ist der richtige für Dich?
- Für ältere, unsanierte Gebäude ist der Bedarfsausweis Pflicht, da er eine detaillierte und objektive Analyse des Energiebedarfs liefert.
- Bei neueren oder sanierten Gebäuden kannst du in der Regel den Verbrauchsausweis wählen, der auf den tatsächlichen Verbrauchsdaten basiert und günstiger ist.
Wenn Du unsicher bist, welcher Ausweis für Dein Gebäude der richtige ist, helfen wir Dir gerne weiter. Wir können auch Empfehlungen aussprechen, wie Du die Energieeffizienz Deines Gebäudes steigern kannst. Es ist zudem wichtig beim Kauf einer Immobilie den Unterschied in den Energieausweisen zu kennen und zu verstehen, da ansonsten zusätzliche Kosten in Form von Modernisierungsaufwänden oder Energieverbrauchskosten nicht planmässig entstehen.